Sportarten für Menschen mit Beeinträchtigung werden immer populärer und auch die Paralympischen Spiele verzeichnen rekordverdächtige Zuschauerzahlen. Auch wenn diese auf Grund von COVID-19 in diesem Jahr nicht stattfinden, möchten wir uns heute eine Paralympische Sportart genauer anschauen: Goalball.
Goalball ist keine Abwandlung einer anderen Sportart, sondern eine eigenständige, die speziell auf die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen zugeschnitten wurde. Das Spiel, dessen Ziel es ist, möglichst viele Tore zu werfen, ist auch für die Zuschauer ein außergewöhnliches Erlebnis. Da in der Regel nicht alle Spieler gleichermaßen eingeschränkt sind, tragen alle Akteure eine Dunkelbrille, um gleiche Bedingungen zu schaffen. Für die Spielzüge, Würfe und Abwehraktionen müssen sich die Athleten somit auf ihr Gehör, Orientierung und Intuition verlassen.
Der Spielbereich hat mit 18 Metern Länge und 9 Metern Breite die Maße eines Volleyballfeldes, wobei die kurze Seite vollständig vom 1,3 Meter hohen Tor eingenommen wird. Auf dem Boden befinden sich mehrere tastbare Markierungen, die das Feld quer in sechs Bereiche einteilen: je zwei Mannschaftszonen direkt vor dem Tor, zwei Landezonen und mittig zwischen diesen die neutralen Zonen. Das dreiköpfige Team hält sich hauptsächlich – vor allem bei der Abwehr – in der Mannschaftszone auf.
Der Ball ist ebenfalls ungewöhnlich: Im Innern befinden sich kleine Glöckchen, sodass die sehbehinderten Spieler die Position des Balls erhören können. Obwohl er ungefähr die Größe eines Basketballs hat, wiegt er im Gegensatz zu diesem 1,25 Kilo und besteht aus Hartgummi. So kann er gut geworfen werden, bleibt aber nah am Boden und springt nicht. Dadurch ergibt sich auch die Wurfbewegung, die eher an Kegeln als an Handball erinnert. Innerhalb von zehn Sekunden nach dem Startsignal muss der Ball, der eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h erreichen kann, so geworfen werden, dass er die Lande- und neutrale Zone je einmal berührt. Dabei gilt höchste Konzentration, denn bei Regelverstößen kommen sogenannte „Penaltys“ zum Einsatz, die mit einem Elfmeter beim Fußball vergleichbar sind. Ziel ist bei diesen Penaltys natürlich, das Tor an den Gegnern vorbei zu treffen. Diese wiederum liegen oder hocken während der Abwehr zumeist quer auf dem Boden und dürfen mit dem gesamten Körper den Ball abfangen. Gelingt die Abwehr, ist die verteidigende Mannschaft mit Werfen an der Reihe.
Für die Zuschauer und Fans gelten ebenfalls besondere Bedingungen: Damit die Spieler den Ball gut hören können, muss während der beiden 12-minütigen Spielsequenzen völlige Ruhe außerhalb des Felds herrschen. Lediglich bei einem Tor und nach Ende der Spielzeit darf gejubelt werden. Da so die Trainer ebenfalls nicht mit ihren Teams kommunizieren können, sind bis zu vier Time-Outs vorgesehen, bei denen auch ein Spielerwechsel durchgeführt werden kann.
Die wachsende Beliebtheit des Spiels führte dazu, dass Sportbegeisterte sich auch außerhalb der Paralympics messen wollten. Deshalb gibt es in Deutschland seit 2014 eine Bundesliga, in der acht Teams um den Titel kämpfen. Daneben wird alle zwei Jahre eine Europameisterschaft ausgetragen. Wer Goalball als Hobby betreiben möchte, kann sich bei zahlreichen lokalen Vereinen oder beim Aktionsverein Deutsche Goalball Förderer unter www.goalball.de informieren.