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20 Okt 20

Mitfiebern im Stadion

Fußball für alle Fans – dank Reiseführer zu barrierefreien Stadien

Das Fußball-Jahr 2020 war bisher geprägt von Sonderbarkeiten. Zuerst musste die Europameisterschaft aufgrund des sich ausbreitenden Virus verschoben werden. Dann fanden Spiele, wenn überhaupt, nur unter strengen Auflagen statt und die Zuschauerränge der großen Stadien blieben leer. Der Besuch eines Stadions ist für einige Menschen...

Das Fußball-Jahr 2020 war bisher geprägt von Sonderbarkeiten. Zuerst musste die Europameisterschaft aufgrund des sich ausbreitenden Virus verschoben werden. Dann fanden Spiele, wenn überhaupt, nur unter strengen Auflagen statt und die Zuschauerränge der großen Stadien blieben leer.

Der Besuch eines Stadions ist für einige Menschen nicht nur in diesen Zeiten mit etwas mehr Aufwand verbunden als für andere. Wer beispielsweise mit Rollstuhl oder Gehhilfe anreist, hat es oft schwer, seinen Platz auf den Rängen überhaupt zu erreichen. Deshalb sind heute in den meisten Stadien spezielle Rollstuhlfahrerplätze vorgesehen. Aber auch der Weg zu einem Gastspiel erfordert mehr Planungsaufwand, vor allem bei der Anreise mit Bus oder Bahn. Um Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen den Besuch im Stadion zu vereinfachen, hat die Bundesliga-Stiftung einen Reiseführer herausgebracht. Darin finden sich neben Basisdaten wie Ansprechpartner und Anzahl der Behindertenplätze auch hilfreiche Insider-Infos – beispielsweise wie gut die Sicht von diesen Rängen aus ist, wo eine Begleitperson platziert wird und welche Eingänge am besten genutzt werden sollten. Viele Stadien bieten sogar zusätzliche Services wie beispielsweise der Fahrdienst der Eintracht Frankfurt, der Personen zu Hause abholt und zum Spiel fährt. Diese notwendigen Auskünfte sind gut gegliedert, je nach Stadion und Art der Behinderung, und können sowohl als Text in Standard- oder Leichter Sprache als auch als Audiodatei abgerufen werden. Es empfiehlt sich also, vor dem nächsten Stadionbesuch einen Blick auf die Seite zu werfen, um alles über Anreise, Sitzplätze, Tickets und Ausstattung zu erfahren. So soll möglichst vielen Fans die Möglichkeit gegeben werden, die Stadionatmosphäre erleben und die Lieblingsmannschaft vor Ort anfeuern zu können. Den Online-Reiseführer finden Sie hier: www.barrierefrei-ins-stadion.de.

Für körperlich eingeschränkte Fans ist es auch lohnenswert, sich über Behindertenfanclubs des Lieblingsvereins zu informieren. Dort können Erfahrungen ausgetauscht, die Fußballleidenschaft geteilt und vielleicht sogar neue Freundschaften geschlossen werden. Viele dieser Clubs organisieren regelmäßig Fahrten zu Spielen, bei denen auf die besonderen Bedürfnisse der Mitglieder eingegangen wird.

Zusätzlich gibt es viele weitere Angebote der Vereine, durch die Fans das Spiel von zu Hause live mitverfolgen können. Beispielsweise bieten mittlerweile viele Clubs der ersten und zweiten Bundesliga eine Blindenreportage an. Dabei handelt es sich um eine rein auditive Berichterstattung während der Spiele, sodass auch sehbehinderte Fans das Geschehen auf dem Platz mitverfolgen können. Diese sind  unter http://www.awo-passgenau.de/2020/05/16/linksammlung-blindenreportagen/ während die Spiele laufen live verfügbar.

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29 Sep 20

Den Ball stets im Blick

Gehörlose Menschen sind beim Fußball auf eine schnelle Auffassungsgabe angewiesen

Fangesänge, Schiedsrichterpfeifen, Torjubel – so klingt für die meisten Menschen Fußball. Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders: Bei den Bundesligaspielen herrscht Stille, da Zuschauer zu Hause bleiben müssen – und daran musste man sich erst gewöhnen. Zwischen den Erzählungen der Kommentatoren waren sogar...

Fangesänge, Schiedsrichterpfeifen, Torjubel – so klingt für die meisten Menschen Fußball. Doch in diesem Jahr ist alles etwas anders: Bei den Bundesligaspielen herrscht Stille, da Zuschauer zu Hause bleiben müssen – und daran musste man sich erst gewöhnen. Zwischen den Erzählungen der Kommentatoren waren sogar die Zurufe der Spieler  zu hören, die im Getöse der Fanmassen sonst nicht auszumachen sind. Es gibt aber auch Menschen, für die das nicht ungewöhnlich ist: Gehörlose.

Es gibt zahlreiche Vereine und Mannschaften, in denen sich Gehörlose zusammengetan haben, um Fußball zu spielen. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband e.V. beispielsweise veranstaltet eine Reihe an Meisterschaften und stellt auch eine Nationalmannschaft, die normalerweise bei EM und WM der Gehörlosen antritt. Der Spielbetrieb ist dabei gar nicht so anders als beim gewöhnlichen Fußball: 22 Spieler, zwei Tore, ein Ball. Nur die Kommunikation gestaltet sich anders: Spieler, Trainer und Schiedsrichter setzen stärker auf Körper- und Gebärdensprache. Die Trillerpfeife tauscht der Schiri beim Gehörlosenfußball gegen eine große Flagge.

Neuerdings geht der Trend aber auch zum inklusiven Sport: 2015 stieg beispielsweise der Gehörlosen-Turn- und Sportverein Essen in die Kreisliga ein und spielt seither gegen und mit Hörenden. Aber auch gehörlose Spieler finden sich vereinzelt in hörenden Mannschaften. Bekanntestes Beispiel dafür ist der zweite hörbehinderte Fußballprofi Deutschlands: Simon Ollert. Seit Anfang des Jahres kickt er als Stürmer für den österreichischen Verein FC Pinzgau Saalfelden und spielt damit in der Regionalliga. Von Geburt an ist er taub, erlangt im Alltag mithilfe seines speziellen Hörgerätes jedoch 60 % Hörvermögen und liest zusätzlich von den Lippen ab. Auf dem Platz hilft ihm das allerdings nicht, denn dafür sind selbst moderne Hörgeräte nicht ausgelegt. Deshalb kann es schon mal passieren, dass er nach dem Abpfiff weiterläuft oder auf eine Anweisung des Schiris nicht reagiert. Um dafür keine gelbe Karte zu kassieren, spricht Ollert vor jedem Spiel mit dem Schiedsrichter und erklärt sein Handicap. Trainer und restliche Mannschaft setzen auf Gestik und Körpersprache, um mit ihm zu kommunizieren. Der 23-jährige selbst sieht seine Gehörlosigkeit fast schon als Vorteil: Dadurch könne er sich auf das Spiel konzentrieren und werde selbst durch Zuschauermengen nicht abgelenkt.

Aufgrund dieser Erfahrungen im Profi-Sport gründete Ollert im vergangen Jahr seinen eigenen Verein, den „Inklusions-Fußballclub Munich United“ – kurz IFC. Sein erklärtes Ziel: ganz oben mitmischen. Die zur hälfte aus körperlich eingeschränkten Spielern bestehende Mannschaft soll als erster inklusiver Verein in der Bundesliga spielen. Damit möchte Ollert Vorurteilen, Mitleid und Ausgrenzung entgegenwirken. Die Behindertenfußball-Vereine sollen nicht mehr in separaten Turnieren gegeneinander antreten, sondern selbstverständlich an den „normalen“ Meisterschaften teilnehmen.

Wer sich auch für Gehörlosen- oder Inklusions-Fußball interessiert, findet Informationen  auf den Seiten des DFB (www.dfb.de), des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes (www.dgs-fussball.de) oder fragt direkt beim örtlichen Verein nach.

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24 Aug 20

Goalball: Dynamischer Mannschaftssport

Beliebte Teamsportart für Menschen mit Sehbehinderung

Sportarten für Menschen mit Beeinträchtigung werden immer populärer und auch die Paralympischen Spiele verzeichnen rekordverdächtige Zuschauerzahlen. Auch wenn diese auf Grund von COVID-19 in diesem Jahr nicht stattfinden, möchten wir uns heute eine Paralympische Sportart genauer anschauen: Goalball. Goalball ist keine Abwandlung einer anderen Sportart,...

Sportarten für Menschen mit Beeinträchtigung werden immer populärer und auch die Paralympischen Spiele verzeichnen rekordverdächtige Zuschauerzahlen. Auch wenn diese auf Grund von COVID-19 in diesem Jahr nicht stattfinden, möchten wir uns heute eine Paralympische Sportart genauer anschauen: Goalball.

Goalball ist keine Abwandlung einer anderen Sportart, sondern eine eigenständige, die speziell auf die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen zugeschnitten wurde. Das Spiel, dessen Ziel es ist, möglichst viele Tore zu werfen, ist auch für die Zuschauer ein außergewöhnliches Erlebnis. Da in der Regel nicht alle Spieler gleichermaßen eingeschränkt sind, tragen alle Akteure eine Dunkelbrille, um gleiche Bedingungen zu schaffen. Für die Spielzüge, Würfe und Abwehraktionen müssen sich die Athleten somit auf ihr Gehör, Orientierung und Intuition verlassen.

Der Spielbereich hat mit 18 Metern Länge und 9 Metern Breite die Maße eines Volleyballfeldes, wobei die kurze Seite vollständig vom 1,3 Meter hohen Tor eingenommen wird. Auf dem Boden befinden sich mehrere tastbare Markierungen, die das Feld quer in sechs Bereiche einteilen: je zwei Mannschaftszonen direkt vor dem Tor, zwei Landezonen und mittig zwischen diesen die neutralen Zonen. Das dreiköpfige Team hält sich hauptsächlich – vor allem bei der Abwehr – in der Mannschaftszone auf.

Der Ball ist ebenfalls ungewöhnlich: Im Innern befinden sich kleine Glöckchen, sodass die sehbehinderten Spieler die Position des Balls erhören können. Obwohl er ungefähr die Größe eines Basketballs hat, wiegt er im Gegensatz zu diesem 1,25 Kilo und besteht aus Hartgummi. So kann er gut geworfen werden, bleibt aber nah am Boden und springt nicht. Dadurch ergibt sich auch die Wurfbewegung, die eher an Kegeln als an Handball erinnert. Innerhalb von zehn Sekunden nach dem Startsignal muss der Ball, der eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h erreichen kann, so geworfen werden, dass er die Lande- und neutrale Zone je einmal berührt. Dabei gilt höchste Konzentration, denn bei Regelverstößen kommen sogenannte „Penaltys“ zum Einsatz, die mit einem Elfmeter beim Fußball vergleichbar sind. Ziel ist bei diesen Penaltys natürlich, das Tor an den Gegnern vorbei zu treffen. Diese wiederum liegen oder hocken während der Abwehr zumeist quer auf dem Boden und dürfen mit dem gesamten Körper den Ball abfangen. Gelingt die Abwehr, ist die verteidigende Mannschaft mit Werfen an der Reihe.

Für die Zuschauer und Fans gelten ebenfalls besondere Bedingungen: Damit die Spieler den Ball gut hören können, muss während der beiden 12-minütigen Spielsequenzen völlige Ruhe außerhalb des Felds herrschen. Lediglich bei einem Tor und nach Ende der Spielzeit darf gejubelt werden. Da so die Trainer ebenfalls nicht mit ihren Teams kommunizieren können, sind bis zu vier Time-Outs vorgesehen, bei denen auch ein Spielerwechsel durchgeführt werden kann.

Die wachsende Beliebtheit des Spiels führte dazu, dass Sportbegeisterte sich auch außerhalb der Paralympics messen wollten. Deshalb gibt es in Deutschland seit 2014 eine Bundesliga, in der acht Teams um den Titel kämpfen. Daneben wird alle zwei Jahre eine Europameisterschaft ausgetragen. Wer Goalball als Hobby betreiben möchte, kann sich bei zahlreichen lokalen Vereinen oder beim Aktionsverein Deutsche Goalball Förderer unter www.goalball.de informieren.

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