Jeder, der schon mal mit geschlossenen Augen ein paar Schritte gegangen ist, weiß, wie schwer es fällt, die Orientierung zu behalten – umso mehr Respekt gebührt den Menschen, die blind Fußball spielen. In Deutschland steckt der Sport noch vergleichsweise in den Kinderschuhen. Während etwa in...
Jeder, der schon mal mit geschlossenen Augen ein paar Schritte gegangen ist, weiß, wie schwer es fällt, die Orientierung zu behalten – umso mehr Respekt gebührt den Menschen, die blind Fußball spielen. In Deutschland steckt der Sport noch vergleichsweise in den Kinderschuhen. Während etwa in Spanien seit mehr als 20 Jahren Blindenfußball gespielt wird, wurde bei uns erst 2008 die Blindenfußball-Bundesliga ins Leben gerufen. In der Saison 2019 kämpften sechs Mannschaften um die Meisterschaft – darunter auch prominente Clubs wie FC Schalke 04, FC St. Pauli und Borussia Dortmund. Mittlerweile kommen auch bei uns pro Saison mehr als 10.000 Zuschauer zu den Spielen, die unter dem Motto „Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft“ an zentralen Plätzen in deutschen Städten ausgetragen werden. So wird der Sport einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Eine Blindenfußball-Mannschaft besteht aus vier Feldspielern, die blind sein müssen. Der Torwart hingegen darf sehen, jedoch den Torraum nicht verlassen und den Ball nur dort aufnehmen. Alle Spieler tragen zu ihrer Sicherheit einen Kopfschutz. Gespielt wird auf einem 20 x 40 Meter großen Spielfeld, das Tor misst zwei mal drei Meter. Ähnlich wie beim Hallenfußball sind die Längsseiten durch Banden begrenzt und werden ins Spiel aktiv einbezogen. Ein Match dauert zwei mal 20 Minuten reine Spielzeit. Zwei Schiedsrichter regeln das Spiel, ein weiterer fungiert am Rand als Zeitnehmer, schreibt den Spielbericht und nimmt die Auszeiten sowie Auswechslungswünsche der Trainer entgegen.
Der Ball ist beim Blindenfußball klein und schwer. Kleine Kügelchen und Metallplättchen sorgen für rasselnde Geräusche, damit die Spieler den Ball orten können. Da er nicht sehr hoch springt, kann er optimal kontrolliert werden. Blindenfußball ist ein schneller und äußerst körperbetonter Sport. Die Spieler führen den Ball eng am Fuß.
Die Kommunikation ist beim Blindenfußball enorm wichtig. Die Feldspieler einer Mannschaft erhalten Zurufe von außen: Der Torhüter dirigiert die Abwehr, der Trainer das Mittelfeld, und ein sogenannter Guide steht hinter dem gegnerischen Tor und unterstützt den Stürmer. Am häufigsten hört man das spanische Wort „Voy“: Es heißt „Ich komme“ und wird als Signalwort genutzt. Jeder Verteidiger, der sich dem ballführenden Akteur nähert, muss dieses Wort immer wieder laut rufen, sonst erhält das ballführende Team vom Schiedsrichter einen Freistoß.
Auch für die Zuschauer gibt es eine Regel: Ruhe bewahren. Denn damit die Spieler Anweisungen und Ball hören, ist Anfeuern und Zurufen während des laufenden Spiels nicht erlaubt. Nach einem Tor oder bei Spielunterbrechungen darf gejubelt werden. Blinde Zuschauer und Auswechselspieler tragen während des Spiels Kopfhörer: Zwei Reporter sorgen dafür, das alle wissen, was sich auf dem Platz tut.
Wer sich für den Blindenfußball oder weitere Spielformen des Handicap-Fußballs interessiert, kann sich auf der Website des DFB informieren.
https://www.dfb.de/vielfaltanti-diskriminierung/handicap-fussball/start/